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Fragen zu Substitutions- und Eliminierungsreaktionen

Fragen rund um die organische Seite der Chemie

Moderator: Chemiestudent.de Team

oc

Fragen zu Substitutions- und Eliminierungsreaktionen

Beitrag von oc »

Hallo,

mir "droht" demnächst meine Vordiplomsprüfung in der Chemie, und hätte noch einige fragen zur nucleophilen Substitution und der Eliminierung.

Aber erstmal eines vorweg: Wie kann man klar und deutlich ein Nucleophil definieren? Soweit ich das verstanden hab, ist jede Verbindung ein Nucleophil wenn sie ein freihes Elektronenpaar besitzt, welches sie mit einem Elektrophil teilen kann, ohne das Elektronenoktett zu verlieren. Ist das richtig?

Dann zu meinen spezifischen fragen:

> Wieso kommt es bei einer Sn1-Reaktion zu chiralen Effekten? Im Buch aus dem ich lernen (Bruice, P.Y.: "Organische Chemie", Pearson Studium) wird das auf ganz banale Art und Weise beschrieben: "greift das Nucleophil von der Seite aus an, von der die Abgangsgruppe das Molekül verläst, findet keine Konformationsänderung statt. Tritt der gegenseitige Prozess ein, so bildet sich ein Stereoisomer". Es ist doch eigentlich egal, ob das Nukleophil nun von "rechts oder links" attackiert, solange es an die besagte Stelle bindet, an der die Abgangsgruppe getrennt wird.

> Warum treten im Falle von tertiären Halogenalkanen bei der Sn2-Reaktion "sterische Hinderungen" auf? Auch ganz banal beschrieben: "Die Methylgruppen bei 2-Brom-2-Methylpropan erlauben es dem Nucleophil nicht, das Molekül richtig zu attackieren, weswegen tertiäre Halogenalkane nur Sn1-Reaktionen eigehen". Zu dieser Erklärung fällt mir nur eines ein: "What the f*ck?" :( Das Nucleophil kann doch problemlos noch mal von "der anderen Seite" angreifen, ist ja nicht so, als ob sich in einer Lösung das Nucleophil nur auf einer Seite konzentriert...

> Wie verläuft die Konkurrenz zw. Sn1 und Sn2? Ganz klar ist dass primäre Halogenalkane nur Sn1 eingehen, tertiäre nur Sn2. Aber sekundäre Halogenalkane können beides. Mein Buch meint dazu: "eine hohe Konzentration des guten Nucleophils fördert die Sn2-Reaktion, eine geringe Konzentration eines guten/schlechten Nucleophils fördert die Sn1-Reaktion". Was ist denn da mit gut und schlecht gemeint? Mir ist klar, dass bei Sn2 die Reaktion 2. Ordnung ist, d.h. Halogenalkankonzentration UND Nucleophilkonzentration bestimmen die Geschwindigkeit. Bei Sn1 ist es ja nur die Konzentration des Halogenalkans. Spielen da bestimmte Eigenschaften des sekundären Halogenalkans selbst eine Rolle? Und wie kommt es, dass in einigen Fällen die Konzentration so entscheidend ist, in anderen nicht?

> Vorerst letzte Frage zur Substitution: Ist das Nucleophil immer die Lösung selbst?

Ich spare mir die Fragen zur Eliminierung erst einmal, da sie ähnlich sind. Vielen Dank!
zonko

Re: Fragen zu Substitutions- und Eliminierungsreaktionen

Beitrag von zonko »

zu 1)
Denk mal an die SN2-Reaktionen. Da hast Du normalerweise eine "Walden-Umkehr", falls der Angriff an einem Stereozentrum erfolgt--> aus R wird S.
Bei SN1 passiert ja nichts anderes, nur dass das Nuclephil am reaktiven Zentrum diesmal von beiden Seiten angreifen kann. In einem Fall bleibt die Konfiguration erhalten, im Anderen passiert das gleiche wie bei der Walden-Umkehr.

zu 2)
bei SN2 _muss_ das Molekuel aus elektronischen Gruenden von der Rueckseite angreifen. Normalerweise erfolgt der Angriff naemlich in die Sigma-Antibindung der Abgangsgruppe, und die befindet sich nunmal zum groessten Teil auf der "Rueckseite". Diese kann natuerlich sterisch blockiert sein.

zu 3)
erstmal hast Du hier alles verdreht: bei primaeren halogenalkanen erwarte ich vorwiegend SN2, bei tertiaeren SN1, und bei sekundaeren beides.
Jetzt ist es so, dass das Carbokation sowieso mit einer bestimmten Geschwindigkeit gebildet wird (Reaktion 1. Ordnung) und dann wohl angenommen wird, dass es immer abreagiert. Die SN2 Reaktion ist aber 2. Ordnung. Daher kannst Du durch die Konzentration des Nucleophils den SN1/SN2-Quotienten beeinflussen.
Versuchen wir mal "gut/schlecht" thermodynamisch zu beschreiben: die Reaktionsgeschwindigkeit haengt a) davon ab wie oft sich die Reaktionspartner treffen (Stosszahl) und b) wie erfolgreich das Treffen verlaeuft (Aktivierungsenergie). Bei einem guten Nukleophil ist demnach die Aktivierungsenergie niedrig.
Generell werden "Nucleophilizitaetsskalen" experimentell bestimmt, und Du wirst sicher in Deinem Organik-Buch so geordnete Listen mit Nucleophilen und Abgangsgruppen finden. Wenn nicht, such Dir ein andere Buch- im Vollhard steht, wenn ich micht richtig erinnere, alles drin was ich Dir hier erzaehle.
Falls Du des Englishen maechtig bist, empfehle ich den Clayden, der allerdings noch viel weiter fuehrt.

zu 4)
Nein, warum sollte es?

Gruss zonko
oc

Re: Fragen zu Substitutions- und Eliminierungsreaktionen

Beitrag von oc »

Hallo, vielen Dank! Das hat zum grössten Teil meine Fragen abgedeckt. :)

Geht nur noch mal um die Nucleophile: mein Buch besagt, dass die Lösung, in der sich das Halogenalkan befindet, immer das Nucleophil ist. Das kann dann z.B. auf H2O zutreffen, und auch noch auf OH-, aber ich bezweifle, dass es z.B. reine SH--Lösungen gibt, oder?
alpha
Moderator
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Registriert: 26.09. 2005 18:53
Hochschule: Lausanne: Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne

Re: Fragen zu Substitutions- und Eliminierungsreaktionen

Beitrag von alpha »

oc hat geschrieben: Geht nur noch mal um die Nucleophile: mein Buch besagt, dass die Lösung, in der sich das Halogenalkan befindet, immer das Nucleophil ist. Das kann dann z.B. auf H2O zutreffen, und auch noch auf OH-, aber ich bezweifle, dass es z.B. reine SH--Lösungen gibt, oder?
Das ist eine sehr seltsame Aussage, wenn du mich fragst. Und nein, "reine" SH- Loesungen gibt es sowenig wie reine "OH-" Loesungen. Schliesslich gibt es etwas wie Ladungsneutralitaet. - Und: Es gibt zwar KOH-Schmelzen, aber darin macht man "normalerweise" keine OC...

Weiss also nicht so recht, was dein Buch da zu sagen versucht. Vielleicht, dass das Nucleophil IN Loesung sein muss um zu reagieren?


Gruesse
alpha
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