von kaka » 14.05. 2014 14:54
MarvinB hat geschrieben: Allerdings habe ich oft große Schwierigkeiten mit dem Verständnis, da es zu den allg. Regeln oft so viele Ausnahmen gibt und viel einfach nur durch herausfinden entdeckt wurde, was man einfach so ohne Regel hinnehmen muss.
Was aber doch nur zeigt, dass die vermeintlich allgemein gültigen Regeln lückenhaft sind. Was aber nicht bedeutet, dass man Realitäten jenseits dieser Regeln ohne Begründung akzeptieren müsste. Nur haben auch "verbesserte Regeln" einerseits das prinzipiell gleiche Problem, dass auch sie nicht immer zutreffen und außerdem den Nachteil , weniger leicht verständlich zu sein und in der Regel ein tieferes Grundlagenverständnis seitens des Lernenden erfordern. In der Chemie vorzugsweise Grundlagen aus der Physik und letztlich auch der Mathematik.
Und die Lehrenden betreffend ist es so, dass diese auch nicht alles verstanden haben. Und dies schon allein deshalb nicht, weil ja auch die Wissenschaft insgesamt nicht alles versteht. Recht besehen unser Verständnis des Naturgeschehens gering ist im Vergleich zu all dem ist, was man noch nicht verstanden hat. Ein gegenteiliger Eindruck also nur deshalb zutreffend erscheint, weil man in der Lehre fast ausschließlich über Dinge Fragen diskutiert, die wenigstens einer aus dem Kreis der Diskutierenden beantworten kann. Diese manchmal aber auch falsch beantwortet, ohne dass dieser Umstand entdeckt wird, weil alle anderen nicht in der Lage sind, alle Antworten kritisch zu bewerten.
Die erste Frage beschäftigt sich teilweise mit der Frage, warum es überhaupt zu reaktionen kommt... Denn in vielen Informationen und auch im Unterricht wird einem oft nur das WIE aber nicht das WARUM erklärt.
Was in aller Regel daran liegt, dass der Lehrer über keine Begründung verfügt, von der er meint, dass sie von der Mehrheit der Schüler verstanden werden kann. Was auch die Möglichkeit beinhaltet, dass ein Lehrer auch für sich selbst noch keine Begründung gefunden hat. Ein Schüler aber ja die Möglichkeit hat, seinen Lehrer in oder außerhalb des Unterrichts nach Begründungen zu fragen.
Die eigentliche Frage ist, woran kann ich erkennen, wie stark Stoffe aneinander gebunden sind und was dazu in der Lage ist, diese Bindung aufzubrechen.
Dazu mal 2 Beispiele: Als erstes die Synthese von Wasser. Wasser wird ja hergestellt, indem man Wasserstoff und Sauerstoff reagiren lässt. Beides liegt ja als Gas in gebundener Form vor. Also:
2H2 + O2 -> 2 H2O
Ich versuche es mal so : Ein Maß für die Stärke einer Bindung ist die Energie, die man für die Spaltung dieser Bindung benötigt . Was angewendet auf Ihr Beispiel bedeutet, dass man für die Spaltung der beiden H-H - Bindungen und die Spaltung der ( nach Oktettregel ) zwei O - O Bindungen weniger Energie benötigt, als zur Spaltung der 2 x 2 = 4 O-H - Bindungen.
Aber einmal abgesehen davon, dass die allein auf die Energie bezogene Betrachtung prinzipiell gesehen nicht zutreffen kann, weil schließlich ja nicht alles und jedes seine Energie abgeben kann, da diese wegen der Energieerhaltung ja schließlich irgendwo bleiben muss.....
.... wäre dann ja auch noch zu fragen, warum denn die Energieverhältnisse meinen Schlussfolgerungen entsprechend so sein müssen. Nun kann man zwar Bindungsenergien berechnen, dies aber nicht so , wie es meinem Verständnis nach befriedigend wäre und somit schon gar nicht so, dass ich es ihnen hier erklären könnte oder möchte.
Aber ein paar grundsätzliche Aspekte kann ich schon noch beitragen : Dass die ausschließlich energetische Betrachtung nicht zutreffen kann, ergibt sich ja auch bereits aus dem allgemein gültigen Befund , dass jede noch so starke Bindung mit steigender Temperatur zunehmend dissozziert vorliegt, die allein auf die Energieverhältnisse abstellenden Begründungen also prinzipiell wie allenfalls für T = 0 Kelvin zutreffen können. Die mit zunehmender Temperatur verbundene Energiezunahme ( wieso eigentlich dieses ? ) aber nun mal bedeutet, dass diese Energie ja irgendwie verteilt werden muss. Die Moleküle sich also schneller hin und her bewegen, rotieren und auch zu schwingen beginnen, was bei großer Amplitude auch eine Spaltung der Bindung zufolge haben kann. Was vom Prinzip her noch relativ leicht zu verstehen scheint. Schwieriger aber schon zu erklären ist, warum dies im Fall des Wassers bedeutet, dass bei einigen Tausend Kelvin der größte Teil der Moleküle nicht mehr als H2O , sondern als H2 und O2 vorliegt . Das Gassystem außerdem noch H - und O - Atome enthält, deren Anteil mit steigender Temperatur weiter zunimmt, bis bei einer noch wesentlich höheren Temperatur nahezu alle Moleküle in Atome dissozziiert sind und auch die Atome zu ionisieren beginnen usw., usf. bis bei irgend einer extrem hohen Temperatur nur noch Elementarteilchen vorhanden sind ...
Das Zweite ist bei der Kochsalzwasserlösung. Die Natriumionen trennen sich im Wasser ja von den Chloridionen. Auch hier kann man ja die Frage stellen, wie kann man errechnen, dass die Anziehungskraft des polarisierten Wassers größer ist, als die der Atome im Kristall?
Nachdem , was ich bis jetzt geschrieben habe, sollte klar sein, dass die Berechnung nicht so einfach ist, wie manche Schulbücher glauben machen wollen.
Bei dem Beispiel habe ich aber noch eine andere Frage: Wenn die Atome voneinander getrennt werden, warum ist das dann immernoch Kochsalz?
Wenn eine Verbindung in was auch immer dissozziert, so ist ein anderer stofflicher Zustand entstanden, der dann auch dem entsprechend anders bezeichnet werden muss. Eine Lösung aus Kochsalz und Wasser ist etwas anderes als das Gemenge aus Kochsalz und Wasser, das unmittelbar vor dem Lösevorgang bestanden hat. Es trifft also nicht zu , dass hydratisierte Na+ und Cl- Ionen " immer noch Kochsalz " sind.
[quote="MarvinB"] Allerdings habe ich oft große Schwierigkeiten mit dem Verständnis, da es zu den allg. Regeln oft so viele Ausnahmen gibt und viel einfach nur durch herausfinden entdeckt wurde, was man einfach so ohne Regel hinnehmen muss.[/quote] Was aber doch nur zeigt, dass die vermeintlich allgemein gültigen Regeln lückenhaft sind. Was aber nicht bedeutet, dass man Realitäten jenseits dieser Regeln ohne Begründung akzeptieren müsste. Nur haben auch "verbesserte Regeln" einerseits das prinzipiell gleiche Problem, dass auch sie nicht immer zutreffen und außerdem den Nachteil , weniger leicht verständlich zu sein und in der Regel ein tieferes Grundlagenverständnis seitens des Lernenden erfordern. In der Chemie vorzugsweise Grundlagen aus der Physik und letztlich auch der Mathematik.
Und die Lehrenden betreffend ist es so, dass diese auch nicht alles verstanden haben. Und dies schon allein deshalb nicht, weil ja auch die Wissenschaft insgesamt nicht alles versteht. Recht besehen unser Verständnis des Naturgeschehens gering ist im Vergleich zu all dem ist, was man noch nicht verstanden hat. Ein gegenteiliger Eindruck also nur deshalb zutreffend erscheint, weil man in der Lehre fast ausschließlich über Dinge Fragen diskutiert, die wenigstens einer aus dem Kreis der Diskutierenden beantworten kann. Diese manchmal aber auch falsch beantwortet, ohne dass dieser Umstand entdeckt wird, weil alle anderen nicht in der Lage sind, alle Antworten kritisch zu bewerten.
[quote]Die erste Frage beschäftigt sich teilweise mit der Frage, warum es überhaupt zu reaktionen kommt... Denn in vielen Informationen und auch im Unterricht wird einem oft nur das WIE aber nicht das WARUM erklärt. [/quote] Was in aller Regel daran liegt, dass der Lehrer über keine Begründung verfügt, von der er meint, dass sie von der Mehrheit der Schüler verstanden werden kann. Was auch die Möglichkeit beinhaltet, dass ein Lehrer auch für sich selbst noch keine Begründung gefunden hat. Ein Schüler aber ja die Möglichkeit hat, seinen Lehrer in oder außerhalb des Unterrichts nach Begründungen zu fragen.
[quote]Die eigentliche Frage ist, woran kann ich erkennen, wie stark Stoffe aneinander gebunden sind und was dazu in der Lage ist, diese Bindung aufzubrechen.
Dazu mal 2 Beispiele: Als erstes die Synthese von Wasser. Wasser wird ja hergestellt, indem man Wasserstoff und Sauerstoff reagiren lässt. Beides liegt ja als Gas in gebundener Form vor. Also:
2H2 + O2 -> 2 H2O
[/quote]
Ich versuche es mal so : Ein Maß für die Stärke einer Bindung ist die Energie, die man für die Spaltung dieser Bindung benötigt . Was angewendet auf Ihr Beispiel bedeutet, dass man für die Spaltung der beiden H-H - Bindungen und die Spaltung der ( nach Oktettregel ) zwei O - O Bindungen weniger Energie benötigt, als zur Spaltung der 2 x 2 = 4 O-H - Bindungen.
Aber einmal abgesehen davon, dass die allein auf die Energie bezogene Betrachtung prinzipiell gesehen nicht zutreffen kann, weil schließlich ja nicht alles und jedes seine Energie abgeben kann, da diese wegen der Energieerhaltung ja schließlich irgendwo bleiben muss.....
.... wäre dann ja auch noch zu fragen, warum denn die Energieverhältnisse meinen Schlussfolgerungen entsprechend so sein müssen. Nun kann man zwar Bindungsenergien berechnen, dies aber nicht so , wie es meinem Verständnis nach befriedigend wäre und somit schon gar nicht so, dass ich es ihnen hier erklären könnte oder möchte.
Aber ein paar grundsätzliche Aspekte kann ich schon noch beitragen : Dass die ausschließlich energetische Betrachtung nicht zutreffen kann, ergibt sich ja auch bereits aus dem allgemein gültigen Befund , dass jede noch so starke Bindung mit steigender Temperatur zunehmend dissozziert vorliegt, die allein auf die Energieverhältnisse abstellenden Begründungen also prinzipiell wie allenfalls für T = 0 Kelvin zutreffen können. Die mit zunehmender Temperatur verbundene Energiezunahme ( wieso eigentlich dieses ? ) aber nun mal bedeutet, dass diese Energie ja irgendwie verteilt werden muss. Die Moleküle sich also schneller hin und her bewegen, rotieren und auch zu schwingen beginnen, was bei großer Amplitude auch eine Spaltung der Bindung zufolge haben kann. Was vom Prinzip her noch relativ leicht zu verstehen scheint. Schwieriger aber schon zu erklären ist, warum dies im Fall des Wassers bedeutet, dass bei einigen Tausend Kelvin der größte Teil der Moleküle nicht mehr als H2O , sondern als H2 und O2 vorliegt . Das Gassystem außerdem noch H - und O - Atome enthält, deren Anteil mit steigender Temperatur weiter zunimmt, bis bei einer noch wesentlich höheren Temperatur nahezu alle Moleküle in Atome dissozziiert sind und auch die Atome zu ionisieren beginnen usw., usf. bis bei irgend einer extrem hohen Temperatur nur noch Elementarteilchen vorhanden sind ...
[quote]Das Zweite ist bei der Kochsalzwasserlösung. Die Natriumionen trennen sich im Wasser ja von den Chloridionen. Auch hier kann man ja die Frage stellen, wie kann man errechnen, dass die Anziehungskraft des polarisierten Wassers größer ist, als die der Atome im Kristall?[/quote] Nachdem , was ich bis jetzt geschrieben habe, sollte klar sein, dass die Berechnung nicht so einfach ist, wie manche Schulbücher glauben machen wollen.
[quote]Bei dem Beispiel habe ich aber noch eine andere Frage: Wenn die Atome voneinander getrennt werden, warum ist das dann immernoch Kochsalz?
[/quote]
Wenn eine Verbindung in was auch immer dissozziert, so ist ein anderer stofflicher Zustand entstanden, der dann auch dem entsprechend anders bezeichnet werden muss. Eine Lösung aus Kochsalz und Wasser ist etwas anderes als das Gemenge aus Kochsalz und Wasser, das unmittelbar vor dem Lösevorgang bestanden hat. Es trifft also nicht zu , dass hydratisierte Na+ und Cl- Ionen " immer noch Kochsalz " sind.