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gekreuzte Aldolreaktion zwischen zwei Ketonen

Verfasst: 01.01. 2006 17:08
von Benedikt
Hi,
kann man in hoher Ausbeute nur ein Podukt erhalten, wenn man die Aldolreaktion von Cyclohexanon mit Aceton (nur ein Beispiel) durchführt, z.B. wenn man eines der Ketone als Enolat vorlegt? In den aktuellen Lehrbüchern, liest man nämlich kaum etwas über die Aldolreaktion von zwei Ketonen. Es wird immer nur darauf hingewiesen, dass es grundsätzlich zu Produktgemischen kommen kann. Mir ist klar, dass eine "schnelle" Säure/Basen Reaktion das Problem darstellt, aber gibt es dafür Lösungen?
Wäre nett, wenn mir jemand helfen könnte, und vielleicht eine gute Literaturquelle hat.
Ein schönes neues Jahr
Benedikt

Verfasst: 01.01. 2006 20:07
von Meo
Frohes neues Jahr,

es gibt tatsächlich die Möglichkeit eine der beiden Ketone in enoliesierter Form vorzulegen. Zum Beispiel als Trimethylsilylenolether, der damit verbundene Name ist Mukajama, gerichtete Aldol Reaktion. Da kannst du im Carey auch nochmal nachschlagen oder mal ganz easy im Laue Plagens...

Es gibt auch noch eine Möglichkeit mit Titan Verbindungen, aber da muss ich erst mal nachgucken, wie das genau war. Reich ich dann nach.


Liebe Grüsse
Meo

Verfasst: 01.01. 2006 21:14
von alpha
Meo hat geschrieben: es gibt tatsächlich die Möglichkeit eine der beiden Ketone in enoliesierter Form vorzulegen. Zum Beispiel als Trimethylsilylenolether, der damit verbundene Name ist Mukajama, gerichtete Aldol Reaktion.
Bin mir gerade nicht ganz sicher, aber müsste das nicht auch mit einem Enamin gehen? - Den einen Keton ins Enamin umwandeln --> Nucleophil. Den anderen als Elektrophil einsetzten? - Naja, sterisch wohl eher ungünstig, was weiss ich...


Grüsse
alpha

Noch eine kurze Nachfrage...

Verfasst: 02.01. 2006 19:37
von Benedikt
Vielen Dank für die tollen Antworten. Damit verbunden noch eine weitere Nachfrage zu einem ähnlichen Problem:
Man möchte an Cyclopentanon (Beispiel) mit einer substituierten zweifach deprotonierten Essigsäure angreifen (z.B. Ph-CH-COOH --> Ph-C-COO 2-) Gibt es hier neben der Reformatsky-Reaktion noch moderne Alternativen?
Grüße

Benedikt

Verfasst: 07.01. 2006 03:36
von Meo
Hi Benedikt,

Also, die klass. Reformatzky Reaktion hat keine doppelt deprotonierte Essigsäure. Det kommt mir ooch ehrlich jesacht ein bissel spanisch vor.

Reformatzky macht beta-hydroxycarbonsäureester aus Essigester halogeniden und nem Keton. Also, wenn ich mal davon ausgehe, dass du einen beta-Hydroxyester machen willst, dann kann man das auch noch aus nem Esterenolat und nem Keton machen. Esterenolat vorlegen, Keton langsam zutropfen. Nicht so viel Temperatur und kein H2O.

@ alpha: Bei Mukajama bin ich mir extrem sicher...

Und, auch wenns komisch klingt, Ester sind enolisierbar, jedenfalls die meisten

Ach, ich hab auch noch mal nachgesehen, TiO2 als LA mit BINOL Ligandensystemen können auch gerichtete Aldolreaktionen machen. Das ist allerdings nur dann interessant, wenn es um Stereokontrolle geht, sonst ist das viel zu teuer.

Grüsse Meo

Verfasst: 07.01. 2006 11:50
von alpha
Meo hat geschrieben:
@ alpha: Bei Mukajama bin ich mir extrem sicher...

Und, auch wenns komisch klingt, Ester sind enolisierbar, jedenfalls die meisten
Ich habe nicht Mukajama angezweifelt, das musst du falsch verstanden haben, sondern mein Enamin... - Das Silylenoletherzeug ist doch immer so empfindlich, wenn ich mich nicht irre, da sind Enamine manchmal wohl einfacher zu handhaben...

Ester sind enolisierbar, sofern sie halbwegs acide Protonen haben - Einen Benzoesäureester ist z.B. eher nicht enolisierbar... - Du brauchst einfach eine starke Base und folglich kein H2O, wie du schon erwähnst...


Grüsse
alpha

Esterenolat / Reformatzky

Verfasst: 07.01. 2006 13:43
von Benedikt
Hi Meo,
vielen Dank für Deinen Beitrag.
Das Beispiel mit der Reformatzky Reaktion stammt aus dem Warren „Designing Organic Syntheses“ (S. 63, 1979). Hierbei wurde von Ph-CH2-COOH ausgegangen; mit Phosphor, Brom und Ethanol die Alpha-Halogenierung der Carbonsäure und die Esterbildung durchgeführt. Anschließend wurde mit Zink in Diethylether und mit Hilfe von Cyclohexanon die Reformatsky Reaktion durchgeführt. Die von Dir vorgeschlagene Methode mit dem Esterenolat und dem Keton wird mit den folgenden Worten im Buch ausgeschlossen: „Control will be needed in the condensation as the ketone is more reactive than the acid both in enolisation and electrophilic power“. Ich verstehe das so, dass anstelle eines Angriffs am Carbonyl vorwiegend eine Säure-Basen-Reaktion zum Keton-Enolat eintritt. Ich meine, ich hätte aber gehört, dass die Reformatzky Reaktion heutzutage überflüssig ist, darum ging es bei meiner Nachfrage. Wie siehst du das?
Grüße
Benedikt

Verfasst: 07.01. 2006 17:19
von Meo
Ah, klar.

Das Keton ist reaktiver als der Ester und zwar in zweierlei Hinsicht...
Zum einen ist es leichter enolisierbar und die Carbonylaktivität ist höher, also es ist ein besseres Electophil. Deshalb würde das Keton im Eintopfverfahren (d.H. alles zusammen gleich in einen Kolben) fast ausschliesslich mit sich selöbst reagieren.
Deshalb mein ich ja, Ester enolisiert vorlegen. TMS-Enolether sind eigentlich schon stabil, auch ganz gut handhabbar, aber sie werden in Situ erzeugt, man kann sie soweit ich weiss nicht auf Flasche füllen.

Was die Reformatzky-Reaktion betrifft, so weiss ich nicht, ob man sie noch so häufig verwendet. Vielleicht weil Zink günstig ist und das ja beim Scale Up ein wichtiger Faktor ist, kann es schon sein, dass sie im Grosstechnischen verwendet wird. Was ich auch noch gelesen habe gerade, Organozinkverbindungen sind nicht so reaktiv wie Grignards, dadurch erreicht man bessere Produktkontrolle. Weil ja Ester und Keton reagieren sollen. Aber ein Entsprechendes Essigsäure-Grignard Reagenz würde nicht zwischen Keton und anderer Essigsäure selektieren, das gibt dann ne bunte Mischung.

Jetzt weiss ich auch, was du gemeint hast. Die machen also erst noch die alpha-halogenierung. Aber trotzdem hast du keine zweifach deprotonierte Säure, oder etwa doch?

Grüsse
Meo

Verfasst: 08.01. 2006 14:47
von Benedikt
Hi Meo,

geht man von einer Carbonsäure und nicht von einem Ester aus, so ist sie schon 2x deprotoniert. Einmal an der Carboxy-Funktion und an dem Alpha-Kohlenstoff.
Grüße
Benedikt

Verfasst: 16.02. 2008 19:00
von Ahnungslos
Danke Leute,

der Thread ist zwar alt, aber einige der Infos sind für mich grad aktuell..