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Chemiestudium

Verfasst: 30.01. 2006 17:05
von Tanja
Ich hätte eine Frage. Ich spiele mit dem Gedanken, Chemie zu studieren wahrscheinlich auf Master. Wie sieht denn so ein Studium genau aus und wie sehen meine Zukunftsmöglichkeiten aus? In welchen Bereichen kann ich später einmal arbeiten?

Verfasst: 30.01. 2006 18:31
von Cabrinha
Wow.... Deine Frage ist so kurz und die Antwort darauf kann ziemlich lang sein.... :lol:

Bis jetzt sieht das Chemiestudium folgendermaßen aus:
Grundstudium ist angesetzt auf vier Semester.... im ersten und zweiten wird bei uns in Kiel die qualit. und quant. Anaorganische Chemie jeweils ganztägig gemacht, im dritten und vierten entweder die organ. Chemie ganztägig oder physik. Chemie eintägig. Nebenbei sind noch zwei eintägige Physikpraktika zu machen.
An Klausuren sind u.a. Mathematik für Chemiker I+II, Physikalische Chemie I(Thermodynamik) und Physikalische Chemie II (Quantenmechanik), eine OC-Einschreibklausur, drei Oc-Praktikumsklausuren, eine organ. Analytik-Klausur zu schreiben. Machst Du dann Dein Vordiplom, so hast Du eigentlich das härteste hinter Dir, da dort kaum KLAusuren geschrieben werden. Lediglich PC III (Reaktionskinetik), PC IV (Spektroskopie), und PC V (stat. Thermodynamik :evil:) sind zu schreiben.
DAs Hauptstudium ist auch auf vier Semester angelegt, wobei drei Semester vertiefende Praktika (6 Stück) in den drei Hauptfächern(OC, AC, PC) zu absolvieren sind. Es folgt ein Wahlpflichtfach (kann ein chemisches sein, bei uns auch BWL) welches idR aus zwei Praktika besteht und ein paar Vorlesungen.
NAch Acht Semestern stellst Du Dich dann noch der Diplomprüfung und arbeitest dann zwei Semester an Deiner Diplomarbeit.

Wo Du arbeiten kannst? Chemie ist kein Schmalspurstudium! Du spezialisierst Dich zwar, kannst aber prinzipiell überall, wo Chemie vorkommt, eingesetzt werden. Wie das genau mit Masterstudium aussehen wird, ist mir noch nicht klar, brauich ich aber auch nicht zu wissen da ich eh bald fertig bin.... :wink:

ES HANDELT SICH UM EIN SEHR PRAKTISCHES STUDIUM! IM STUDIUM IST ES SCHWER, NEBENBEI ZU ARBEITEN.... eigentlich gar nicht, da Du den ganzen Tag die ganze Woche was zu tun hast!

Verfasst: 11.02. 2006 00:58
von Mane
Dem kann ich nur zustimmen! Vor allem dem letzten Absatz...!
Bei uns in Kaiserslautern sieht das Studium relativ ähnlich aus.

Zu den Arbeitsgebieten von Chemikern könnte man ne ewig lange Liste machen... Das hängt u.a. natürlich davon ab, ob man in die Forschung & Entwicklung möchte, in die Anwendungstechnik, in die Analytik, in Verwaltungsberiche o.ä. Außerdem hängt's vom Studium ab - ob FH oder Uni, Diplom oder Promotion usw.
Wir haben mit dem JCF mal ne Infoveranstaltung für Schüler gemacht und aufgezählt, was man nach nem Chemiestudium so alles machen kann - war einiges... Chemische Industrie, Forschungsinstitute, Behörden & Ämter, Umweltanalytik, Polizei, Schulen & Universitäten usw.

Verfasst: 11.02. 2006 11:14
von Pee !!!
Ihr beschreibt den klassischen Diplom Studiengang,sie aber will auf Master studieren, was ein Bachelorstudium vorraussetzt.
Drum ist es doch etwas anders.
KLausuren werden etwas mehr in den Bachlorstudiengängen geschrieben udn diese zählen auch zur Endnote dazu.

Ich studiere an der FHNW in Basel und habe in den ersen 4 Semestern eine grundlegende bis vertiefende Ausbildung in Analytik(Bioanalytik,Nanotechnologie,...),Organik(Bioorganische Synthesen,Retrosynthese,Katalyse,...), Verfahrenstechnik(Biologie/Biotechnologie,Bioverfahrenstechnik,Reaktortechnik,Verfahrensentwicklung...)
hinzu kommen noch Grundlagenfächer wie Mathematik,Physik, Informatik& Statistik, Chemiegrundlagen(allgemeine Chemie),Physikalische Chemie,Methodik des Selbststudiums udn Konzepte,Berichte,Präsentationen, usw.(noch diverse andere Fächer)
Im 5.-6. Semester kann man sich dann spezialisieren.
Man wählt 2 von 3 Bereichen. Also Analytik, Organik oder Verfahrenstechnik.

Der Unterschied zum Diplomstudiengang zuvor ist auch, dass man Wahlfächer belegen muss, die etwas mit Wirtschaft, Umwelt oder Gesellschaft zu tun haben.
Man erhält auch für jedes bestandene Fach Credits und zum Schluss muss man eine bestimmte Anzahl an Credits haben um eine Abschlussarbeit schreiben zu dürfen, ansonsten muss man ein Modul wiederholen.
Module sind Fächerzusammenschlüsse, z.b. sind Mathematik, Physik udn Informatik&Statistik in einem Modul und man erhält dann aus allen drei Fächern eine Durchschnittsnote.
Von meinem studienalltag kann ich sagen, dass das Praktikum gleich im ersten semester mit Projektarbeiten anfing, heisst man hat entweder ein analytisches Problem oder ein Problem in der Synthese zu lösen.
Man wird zwar anfangs relativ ins kalte Wasser geworfen,aber kann es locker überstehen, da die Dozenten einem sehr hilfreich sind.
Man schreibt auch keine Protokolle zu den Versuchen, sondern ersteinmal Versuchskonzepte udn danach Berichte, die denen einer wiss. Arbeit Ähneln sollen.

Hier mal der Aufbau meines Bachelorstudiums.
http://www.fhbb.ch/tools/dokumente/doc/ ... Chemie.pdf
haben sich zwar einige dinge geändert, aber im ganzen stimmt er.Sind auch nicht alle Fächer erwähnt die man hat,aber man keann den Modulaufbau sehen.

Verfasst: 11.02. 2006 18:39
von Mane
Das klingt sehr interessant, was Du da beschreibst! Ihr habt Verfahrenstechnik im Grundstudium? Super! Hab mir freiwillig zwei Vorlesungen in Technischer Chemie angehört - fand ich total interessant! Brauchte aber keine Wahlpflichtfächer mehr, so dass ich das nicht ins Diplom eingebracht habe...
Weißt Du, ob das Masterstudium in Deutschland ähnlich abläuft wie in der Schweiz? Und wie sieht's dort aus mit Studiengebühren? Würde mich mal interessieren. (Auch wenn die Infos für mich persönlich etwas zu spät kommen - bin ja schon am Diplom dran...)

Verfasst: 12.02. 2006 13:15
von Pee !!!
Da sich die Länder nach der Bologna-Reform halten, denke ich dass das B/M-Studium in der Schweiz genauso abläuft wie in Deutschland.
Mag sein dass es kleinere Unterschiede gibt, aber im grossen und ganzen ist es ähnlich.
naja verfahrenstechnik hab ich ab dem 3. semester,genauso wie Nanotechnologie. sind dann 5 SWS Verfahrenstechnik udn Bioverfahrenstechnik.

ab dem 2.semester biologie und biochemie.
Wobei ab kommendem Semester neue Studiengänge dazu kommen.
-Biomedizinische Analytik
-Biomedizinische Informatik
-Pharmazeutische Technologie
-Medizinaltechnologie
-usw.
http://www.fhnw.ch/lifesciences
---- alles unter der trendigen Bezeichnung Life Sciences.

Also Studiengebühren sidn in der schweiz so hoch wie sie hier bald auch sein werden.
700 CHF zahle ich pro semester sind umgerechnet ca. 500 €.

Verfasst: 12.02. 2006 15:33
von Mane
Danke für den Link! Da werde ich mich gleich mal umschauen.

Bei uns sind eigentlich nur AC, OC, PC, Tox und Umweltrecht Pflicht. Ansonsten braucht man noch einen unbenoteten Biochemieschein und 6 Wahlflicht-SWS, die man in den 9 Semestern irgendwo in BC, Techn. Chemie, Pharma usw. zusammenkratzen muss. Das führt leider dazu, dass die meisten Studenten sich weitestgehend auf AC, OC und PC beschränken. Ich fände es gut, wenn man aus jedem Bereich was machen würde - einfach um mal reinzuschnuppern, was dort geboten wird...

Ich hätte mit höheren Studiengebühren gerechnet. Dachte mal gehört zu haben, dass Studieren in der Schweiz recht teuer wäre, man dafür aber wesentlich bessere Bedingungen findet als in Deutschland. Na ja, vor einigen Jahren waren 500 € ja auch ziemlich viel... Bald wird das wohl eher "normal" sein...

Verfasst: 12.02. 2006 18:17
von Pee !!!
also über die bedingungen im unterschied zu deutschland kann ich nicht viel sagen.

bei mir an der FH stehen halt sehr viele neue und moderne analysengeräte den studenten zur verfügung,die man jederzeit nutzen kann. Die ausstattung ist wirklich sehr gut und umfangreich.
die ganze umgebung ist eher familiär, da wir mit diplomanden ca. 90 Studenten sind in der Chemieabteilung.
In meinem semester sind es 30.
Dadurch ist der Kontakt zu den Dozenten udn den assistenten etwas enger.
Die Assis wollen sogar geduzt werden.

Verfasst: 12.02. 2006 19:42
von alpha
Pee !!! hat geschrieben: bei mir an der FH stehen halt sehr viele neue und moderne analysengeräte den studenten zur verfügung,die man jederzeit nutzen kann.
[...]
In meinem semester sind es 30.
[...]
Die Assis wollen sogar geduzt werden.
Bei uns an der Uni sind die Geräte und die Ausrüstung nicht mehr so arg neu :evil: aber das hat man davon, wenn man nicht an die FH will...

Im Semester sind wir dafür nochmals weniger: knappe 20 Nasen. - Von dem her ist es noch viel familiärer - oder böse Münder könnten auch von einer Kleinklasse reden :lol:

Und was die Assis betrifft: Was willst du sonst tun, als sie duzen? - Die sind ja auch nicht arg älter als wir, ich duze meinen Bruder und seine Kollegen schliesslich auch nicht :)


Grüsse
alpha

Verfasst: 13.02. 2006 11:11
von Pee !!!
hehe, ja haste recht.
nur war es anfangs so, dass wir aus respekt sie gesiezt haben.
naja dann kamen so sprüche wie : "verdammt, i hoiss andy" zurück. :-D

ich finde es eigentlich ganz cool, dass es so wenige sind.
wobei ich von einer uni mehr studenten erwartet hab.

Verfasst: 13.02. 2006 11:37
von Mane
Von den 46 DC-Studenten zu Beginn des Studiums, waren bei uns vor Beginn der Prüfungen auch gerade mal noch 20 da...

Verfasst: 13.02. 2006 13:32
von Pee !!!
DC ?

etwas Dünnschichtchromatographie ?? hehe

Verfasst: 13.02. 2006 14:11
von Mane
Na immer noch besser als das Kürzel für Wirtschaftschemiker: WC. WiC war ja schon für die Wirtschaftsingenieure vergeben, als Wirtschaftschemie eingeführt wurde. :lol:

Verfasst: 13.02. 2006 18:47
von Pee !!!
ja was heisst denn nun DC ???

Verfasst: 13.02. 2006 19:19
von Mane
DC = Diplom-Chemie

Sorry! Dachte, das wäre ne übliche Abkürzung. :? Hatte Deine Frage deshalb eher als Joke aufgefasst...